
Vertretende des Sponsors Haus- und Grundeigentümerverein, der Polizei, der Jury und des Präventionsrates mit den beiden Preisträgern und Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer (Mitte) sowie Professor Otto Almstadt (2. v. r.).
Sinan Acur und Hamid Reza Bashardoust sind vom Präventionsrat der Stadt Hildesheim mit dem Zivilcouragepreis 2022 ausgezeichnet worden.
Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, zugleich auch Vorsitzender des Präventionsrates, überreichte den beiden Taxifahrern die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus. Auch Polizeidirektor Michael Weiner (Leiter der Polizeiinspektion Hildesheim) lobte das vorbildliche Verhalten der beiden Preisträger. Eine Jury bestehend aus Kriminalhauptkommissarin Gabriele Freier, Rechtsanwalt und Notar a. D. Klaus-Günter Zok, Polizeihauptkommissar Uwe Herwig und Birgit Kaevel (Stadt Hildesheim, Geschäftsführerin Präventionsrat) hatte die Preisträger aus den eingegangenen Vorschlägen ausgewählt.
Zum Tathergang
Am Nachmittag des 17. Dezember 2020 erhielt eine damals 62-jährige Frau aus Hildesheim einen Anruf. Eine männliche Person, die sich als ihr „Neffe“ ausgab, teilte mit, dass er dringend Bargeld für einen Autokauf benötige. Er befinde sich momentan bei einem Notar und brauche die Hilfe der vermeintlichen „Tante“. Dabei ging der Anrufer so geschickt vor, dass die 62-Jährige tatsächlich glaubte, mit ihrem Neffen zu sprechen. Sie sicherte ihm einen Geldbetrag in fünfstelliger Höhe zu.

Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer überreichte Sinan Acur (l.) und Hamid Reza Bashardoust (r.) den Zivilcouragepreis 2022.
Am Abend desselben Tages kam es zu einem weiteren Gespräch, in dem der vermeintliche Neffe mitteilte, dass er das Geld nicht persönlich abholen könne. Er würde einen Kurierfahrer schicken. Daraufhin wurde einer der heutigen Preisträger, Sinan Acur, ein Taxifahrer aus Hildesheim, beauftragt, die Frau an ihrer Wohnanschrift aufzusuchen, um Unterlagen entgegenzunehmen und diese nach Berlin zu bringen. Nachdem dem Taxifahrer allerdings keine Unterlagen, sondern Geld übergeben wurde, wurde er misstrauisch und schaltete die Polizei ein.
Während die Polizeibeamten den Sachverhalt aufnahmen, meldete sich der vermeintliche Neffe wieder telefonisch bei „seiner Tante“. Letztendlich gelang es ihr, den Anrufer zu vertrösten und eine Geldübergabe auf den nächsten Tag zu verschieben. Am Folgetag, also am 18. Dezember 2020, wurde erneut ein Kurier – Hamid Reza Bashardoust – angekündigt, dem die 62-Jährige die „Unterlagen“ übergeben sollte. Seine Fahrt in Richtung Dresden wurde anschließend durchgehend durch die Polizei begleitet. Gegen 21:15 Uhr kam es auf einer Raststätte auf der A 4 bei Dresden zu einer Übergabe, bei der der Taxifahrer die zur Rede stehenden Unterlagen an eine männliche Person aushändigte. Unmittelbar danach erfolgte die Festnahme des damals 65-jährigen Mannes. Dank der Aufmerksamkeit der beiden Taxifahrer konnte so der Betrug verhindert werden.
„Stellvertretend für alle, die Zivilcourage gezeigt haben, wurden die Preisträger ausgewählt, da sie nicht weggeschaut, sondern geholfen haben“, so Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer. „Dabei ist Zivilcourage nicht immer bequem, manchmal erfordert sie auch großen Mut und immer ein gutes Gespür für Situationen. Eben dies hatten die beiden diesjährigen Preisträger, die eine Situation richtig beobachtet und eingeschätzt hatten und dabei ganz und gar nicht an sich selbst dachten. Sinan Acur und Hamid Reza Bashardoust haben geistesgegenwärtig gehandelt und damit eine Hildesheimer Bürgerin vor einem dreisten Betrüger bewahrt, der sie um viel Geld gebracht hätte, wenn Sie nicht da gewesen wären. Für ihr Einschreiten danke ich Ihnen sehr herzlich!“
Mit dem Zivilcouragepreis sind die Aushändigung einer Urkunde, die Übergabe einer vom Hildesheimer Künstler Professor Otto Almstadt entworfenen Skulptur sowie ein vom Haus- und Grundeigentümerverein gestifteter Geldpreis in Höhe von 500 Euro verbunden.
Fotos: oh/Stadt Hildesheim