
Dorothea Haunhorst, Dr. Hartmut Häger und Johanna Dürrkopf sprachen über die Bedeutung von Stolpersteinen.
Im Stadtgebiet Hildesheim gibt es inzwischen 182 Stolpersteine, die an Menschen erinnern, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden.
Die Verlegung der würfelförmigen Steine wird realisiert Dank der Übernahme von Patenschaften aus der Hildesheim Stadtgesellschaft für je 120 Euro. Da in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie die Verlegungen weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, hatte die Stadt Hildesheim am 8. September die Patinnen und Paten ins Rathaus eingeladen, um das Engagement zu würdigen und „Danke“ zu sagen.
„Es ist mir ein großes Anliegen, Ihnen für Ihr Engagement noch einmal sehr herzlich und auch persönlich zu danken und damit die Wertschätzung der Stadt Hildesheim zum Ausdruck zu bringen. Denn nur durch Ihre Unterstützung ist es uns möglich geworden, in den vergangenen Jahren eine so hohe Anzahl an Stolpersteinen zu realisieren“, so Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer. „Jeder Stein steht für ein Schicksal von Millionen. Die Menschen, die von der nationalsozialistischen Ideologie sinnlos zu Feinden erklärt und Opfer des brutalen Gewaltregimes wurden, waren Nachbarn, Freunde und Bekannte. Mit der Verlegung von Stolpersteinen möchten wir die Erinnerung an all diese Hildesheimerinnen und Hildesheimer am Leben halten und gleichzeitig daran erinnern, wohin Ausgrenzung, Diskriminierung und Nationalismus führen können. Die Stolpersteine haben aber auch das Ziel, über das Gedenken hinaus für den besonderen Wert von Demokratie und Freiheit zu sensibilisieren und das heutige Handeln immer wieder zu reflektieren. Dies scheint mittlerweile leider immer wichtiger: Auch heute erleben wir Fremdenhass und auch wieder offenen Antisemitismus.“
Mit eben dieser Intention haben sich in den vergangenen Jahren viele Hildesheimerinnen und Hildesheimer sowie Menschen, die sich mit dieser Stadt verbunden fühlen, Einrichtungen und Initiativen, Unternehmen und Gemeinden, Schulen und Bildungseinrichtungen für die Hildesheimer Erinnerungskultur und vor allem für die Verlegung von Stolpersteinen in Hildesheim engagiert und Patenschaften für diese besonderen Gedenkorte übernommen.
Im Anschluss an die Ansprache des Oberbürgermeisters führte Dr. Hartmut Häger (Initiator der Stolpersteinverlegungen) ein Gespräch über die Bedeutung und Wirkung von Stolpersteinen mit Dorothea Haunhorst (als Inner Wheel Präsidentin stellvertretend für alle Patinnen und Paten) und der Absolventin des Gymnasiums Andreanum Johanna Dürrkopf, die 2020 ihre Facharbeit über den jüdischen Andreaner Otto Kohen verfasste, der die Schule von 1873 bis 1880 besuchte, und die mit ihrer Familie die Stolpersteinpatenschaft übernommen hatte. Kohen wurde am 6. Oktober 1941 in den Selbstmord getrieben. Für den musikalischen Rahmen sorgten Marlene König und Lissea Rump, Schülerinnen des Andreanums, mit ihren Lehrkräften Gesine Frank und Timothy Hope. Dr. Häger und Peter Thon führten nach Ende der Veranstaltung die Patinnen und Paten auf Rundgängen nördlich und südlich des Rathauses zu den dort liegenden Stolpersteinen.
Foto: ©Stadt Hildesheim