Perspektivtreffen: Beim ersten Perspektivtreffen im Rathaus diskutierten führende Branchenvertreterinnen und -vertreter die Lage der Automobil- und Zulieferindustrie sowie deren Zukunft.

Hochkarätiges Treffen im Rathaus zeigt Perspektiven für Zuliefer- und Automobilindustrie auf

Die Automobil- und Zulieferindustrie leidet derzeit stark unter dem Zusammentreffen von Strukturwandel und den Folgen der Corona-Pandemie. Das zeigen deutlich auch die aktuellen Beispiele der in Hildesheim ansässigen Unternehmen KSM Castings Group und SEG Automotive. Daher hatten Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und Bernd Westphal, Mitglied des Deutschen Bundestages und Sprecher der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie der SPD-Bundestagsfraktion, führende Branchenvertreterinnen und -vertreter am 26. August zu einem ersten „Hildesheimer Perspektivtreffen“ ins Rathaus eingeladen. Gemeinsam sollten Ideen entwickelt werden, wie die Kompetenzen, Infrastruktur und etablierte Produktionsstandorte in die Entwicklung einer Zukunftsstrategie eingebunden werden können. An dem Treffen nahmen unter anderem auch der niedersächsische Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann sowie die Betriebsräte Manuel Duarte (KSM) und Birgit Ertelt (SEG) teil.

In Hildesheim habe es in der Branche, in der etwa 7.000 bis 8.000 Beschäftigte tätig seien, „harte Einschläge“ gegeben, das Thema sei allerdings bei weitem kein lokales Problem, so Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer. „Wir wissen schon aus den Erfahrungen der letzten Finanzkrise, wie schwer es uns vor Ort trifft, wenn es den Unternehmen der Zulieferindustrie schlecht geht.“ Corona habe jetzt wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. „Die Stadt Hildesheim wird sich immer dafür einsetzen, die Unternehmen hier zu halten und um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Die Zulieferindustrie ist das Kernstück unseres Wirtschaftsstandorts, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen Perspektiven“, betonte der Oberbürgermeister.

Auf der Suche nach Perspektiven für die Automobil- und Zulieferindustrie (v. l.): Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und Bernd Westphal (MdB).

„Die Branche ist das Herzstück der deutschen Wirtschaft und darf nicht einfach aufgegeben werden. Es ist unsere Aufgabe, die Region Hildesheim wirtschaftlich über diese Brücke zu führen“, so Bernd Westphal mit Blick auf die aktuell schwierige Lage vor Ort. Er gehe davon aus, dass sich das Perspektivtreffen als Instrument in der Krise etablieren werde und warb für eine Fortsetzung der Gespräche.

Das Land arbeite gemeinsam mit den Kommunen und der Industrie an einer Strategie, die Branche über die Corona-Pandemie hinaus zu stabilisieren“, so Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann. Das Land Niedersachsen habe zwei rund zwölf Milliarden Euro umfassende Nachtragshaushalte beschlossen, die alle Wirtschaftszweige berücksichtigen. Allein für den Wirtschaftsbereich sind 1,35 Milliarden Euro vorgesehen. Im September werden Richtlinien, beispielsweise für den Bereich niedrigschwellige Investitions- und Innovationshilfen für KMU – einschließlich der Automobilzulieferer – mit 410 Mio. Euro aufgelegt, wovon ein erheblicher Teil für die Zulieferindustrie genutzt werden soll. Mit Blick auf die Automobil- und Zuliefererindustrie gelte es, die globale Entwicklung besonders im Blick zu behalten, der Druck werde größer. „Entscheidend für die Zukunft der Branche wird der Wettbewerb auf dem Feld der Vernetzung der Fahrzeuge sein, entscheidender womöglich als das Feld der neuen Antriebstechnologien“, betonte Althusmann.

Beim Treffen im Rathaus wurde die Entwicklung eines Zukunftskonzepts für die Automobil- und Zulieferindustrie der Region Hildesheim angestoßen, nächste Schritte wurden formuliert. Dazu zählt unter anderem die Etablierung eines „Hildesheimer Innovationsclusters“, das von einer Reihe weiterer Veranstaltungen und Diskussionsrunden begleitet werden soll. Minister Althusmann sagte zu, dass es aus dem „Strategiedialog Automobilwirtschaft in Niedersachsen“ auch ein strategisches Treffen über die Automotive Agentur Niedersachsen in Hildesheim geben werde. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass im Vordergrund der Bemühungen stehen müsse, die Wertschöpfung am Standort Hildesheim zu erhalten. Voraussetzung dafür sind die Bestandsaufnahme der vorhandenen Potenziale sowie die Identifizierung der Innovationstechnologie, die hier vor Ort ausgebaut werden kann. Dazu bedürfe es einer weiteren Verbesserung der Vernetzung von Politik, Verwaltung, Wirtschaftsförderung und Unternehmen.

Im Verlauf des Perspektivtreffens sprachen Dr. Kurt-Christian Scheel, Verband der Deutschen Automobilindustrie, über deren gegenwärtige Situation und Entwicklung, Christian Kunze (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) zu „Antrieb im Wandel: Szenarien des Maschinenbaus), Mathias Neumann (IG Metall) zu „Veränderungen in der Arbeitswelt mit den Beschäftigten gestalten“, die Betriebsräte Manuel Duarte und Birgit Ertelt zur „Transformation aus Sicht der Arbeitnehmer“ und Markus Hess (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) zu „Perspektiven der Zulieferindustrie“ auch hinsichtlich Förderprogrammen.

Fotos: ©Stadt Hildesheim

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