Ein Chorprojekt am 22. Mai in der Kirchengemeinde St. Lamberti.
13 Chöre werden in 6 Konzerten und Städten (Salzgitter, Göttingen, Hildesheim, Hannover, Celle, Oldenburg) den 75. Geburtstag ihres Niedersächsischen Chorverbands feiern, ein Verband, der sich bereits ein Jahr nach Gründung des Landes Niedersachsen formiert hat und nun auf eine ebenso lange Geschichte zurückblicken kann. Der Verband zählt heute rd. 450 Chöre mit rd. 25.000 Mitgliedern. „Wir haben allen Grund zu feiern“, sagt Martin Lüssenhop. „75 stolze Jahre Chormusik in einem freiheitlich demokratischen 76 Jahre alten Bundesland.“ DemokratieSingen ist aber nicht einfach nur eine Konzertreihe. Dem Projekt liegt ein anspruchsvolles Konzept zugrunde. Es verknüpft Chorgesang mit demokratischer Bildung. „Ein Projekt, das die Wahrnehmung gesellschaftlicher Konflikte auf das musikalische Medium fokussiert, ist in dieser Form neu“, sagt Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, der zu den Förderern gehört.
In jedem der Konzerte wird der Jazzchor der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zu hören sein. Dem Projektchor „Vivid Voices“, unter der Leitung von Claudia Burghard, stellen sich jeweils ein Lokal-Chor und ein Kinder- oder Jugendchor aus den sechs niedersächsischen Städten zur Seite. Sie alle feiern – singend – unsere Demokratie und haben die Gestaltung ihres Programmes als Herausforderung angenommen, indem sie sich u.a. mit Liedern der bürgerschaftlichen Bewegungen aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg befasst haben. Bürgerschaftliche Bewegungen sind wesentlicher Teil unserer freiheitlichen Grundordnung und finden häufig auch einen eigenen kulturellen und musikalischen Ausdruck, z.B. durch gemeinsames Singen. Aber die teilnehmenden Chöre haben sich – in unterschiedlicher Form – nicht nur mit demokratischer Geschichte befasst, um ihr Konzert vorzubereiten. Sie haben zusätzlich Zeit investiert, um sich im Rahmen eines externen Workshops mit Demokratie lernen auseinanderzusetzen.
„Demokratie ist die einzige Staatsform, die man lernen muss, hat mir Oskar Negt einmal gesagt. Diese wichtige Erkenntnis war für mich der tragende Baustein unseres gesamten Vorhabens“, erklärt Marlis Drevermann ihre Idee zu dem Gesamtprojekt.
„Das Demokratietraining war für uns eine nachhaltig prägende Erfahrung“, sagt Claudia Burghard. Und auch für Gabriele Wiemeyer, die professionell Demokratieworkshops anbietet, war die Erfahrung mit Chorsänger*innen zu arbeiten neu – und darüber hinaus für alle sehr bereichernd.
Jedes der sechs Konzerte wird einen eigenen Ausschnitt der vergangenen 75 Jahre weltweiter Bürgerbewegungen zum Klingen bringen. Wesentliche Inhalte des musikalischen Repertoires könnten – angesichts der derzeitigen Weltlage – nicht aktueller sein. „Vor allem weil Themen wie Frieden, Klima/Umwelt oder Gender bis heute mehr als gegenwärtig sind“, zieht Wolfgan Schmidtke Resümee.
Und wir haben Gäste eingeladen mit unserer Moderatorin Tanja Schulz über Themen der Demokratie programmbereichernd zu sprechen ebenso wie Chormitglieder uns ermuntern werden, sich immer wieder für die Demokratie einzusetzen, im Kleinen wie im Großen. Die Organisation des Projektes hat das MusikZentrum Hannover gern übernommen. Zahlreiche Förderer konnten für die erforderliche Finanzierung gewonnen werden. „Und wir können auf Eintrittspreise verzichten. Vielmehr bitten wir anstelle von Eintritt um Spenden für die UNO- Flüchtlingshilfe“, führt Sabine Busmann aus.
Konzept und Programm sind unter www.DemokratieSingen.de eingestellt.
Wann: 22. Mai 2022, 18.00 Uhr
Vivid Voices: Leitung Claudia Burghard
Gentle Voices: Leitung Simone Weisensee
Kehrwieder Kinderchor: Leitung Dagmar Wortmann
Historisches Sofa mit Tanja Schulz und den Gesprächspartnern: Dörte Inselmann, Intendantin Stiftung Kulturpalast Hamburg
Ort: Kirchengemeinde St. Lamberti, Neustädter Markt 26, 31134 Hildesheim
Foto: oh/Veranstalter