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Gedenken an Opfer der „Reichspogromnacht“ mit Platzbenennung

Die Fläche,auf der das Mahnmal am Lappenberg steht, wird in „Guy-Stern-Platz“ benannt.

In Gedenken an die Opfer der „Reichspogromnacht“ lädt die Stadt Hildesheim für Sonntag, 9. November, 15 Uhr, zu einer öffentlichen Gedenkstunde am Mahnmal am Lappenberg ein. Im Anschluss wird die Fläche in Erinnerung an Guy Stern, Ehrenbürger der Stadt Hildesheim, in „Guy-Stern-Platz“ benannt. Begleitend zu der Veranstaltung lädt das Stadtarchiv Hildesheim zu einer kleinen Ausstellung mit ausgewählten Erinnerungsstücken aus dem Nachlass Sterns ein. Das Archivgebäude (Am Steine 7) ist hierfür extra von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Zum 87. Jahrestag der „Reichspogromnacht“ setzt die Stadt Hildesheim wieder gemeinsam ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus. Neben Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer bringen Channah von Eickstedt und Rabbiner Simon, beide Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Hildesheim, und der Ev.-luth. Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt Programmpunkte ein. Der Internationale Chor wird die Gedenkveranstaltung musikalisch begleiten. „Hildesheim ist eine Stadt, die für Vielfalt und ein gutes Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Religionen steht. Mit der Gedenkstunde und der Benennung des Platzes am Lappenberg setzen wir ein Zeichen für den Frieden“, so Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer.

Hildesheims Ehrenbürger Guy Stern.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 und in den darauffolgenden Tagen wurden tausende jüdische Menschen Opfer von Gewalttaten. Im Rahmen der Novemberpogrome wurden auch zahlreiche Hildesheimerinnen und Hildesheimer verhaftet, Wohnungen und Geschäfte geplündert und religiöse Zentren zerstört. Darunter befand sich auch die Synagoge am Lappenberg, deren einstiger Standort bis heute mahnend an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnert und nun in Guy-Stern-Platz benannt werden soll.

Der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler Guy Stern wurde am 14. Januar 1922 als Günther Stern in Hildesheim geboren. In der Synagoge am Lappenberg feierte er unter anderem seine Bar-Mizwa. 1937 emigrierte er als einziges Mitglied seiner fünfköpfigen Familie mit Hilfe seines Onkels in die USA. Seine Eltern und Geschwister wurden von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. 2012 wurde Stern Ehrenbürger der Stadt Hildesheim. Er engagierte sich sowohl für die kulturellen deutsch-amerikanischen Beziehungen als auch die deutsch-jüdische Versöhnung. Als Holocaustüberlebender setzte er sich unermüdlich für die Werte des Friedens, der Versöhnung und Aufklärung ein. Er starb am 7. Dezember 2023 in Detroit (Michigan).

Fotos: oh/Stadt Hildesheim