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Gegen das Vergessen: 300. Stolperstein verlegt

Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer erinnerte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am Hindenburgplatz an die Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus.

Am Mittwoch, 2. April, wurden im Stadtgebiet Hildesheim weitere 39 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Hindenburgplatz – dort wurde vor der Hausnummer 3 ein Stolperstein zum Andenken an Elsbeth Dux (geborene Herzberg) verlegt – erinnerten Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, Ortsbürgermeister Dr. Tobias Eckardt, der Historiker Dr. Hartmut Häger (Hauptinitiator des Hildesheimer Stolpersteinprojekts) sowie Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs des Goethegymnasiums an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes, denen an ihrem letzten Wohnort oder vor ihrer Schule bereits seit 2008 in Hildesheim mit Stolpersteinen gedacht wird. Margret Höfer (Sopransaxophon), Ilse Brüggemann (Altsaxophon) und Susanne Schulz-Kraul (Tenorsaxophon) sorgten für den musikalischen Rahmen der Gedenkstunde.

„Stolpersteine haben über das Gedenken hinaus das Ziel, für den besonderen Wert von Demokratie und Freiheit zu sensibilisieren und das heutige Handeln immer wieder zu reflektieren. Auch gegenwärtig erleben wir Fremdenhass und auch wieder offenen Antisemitismus. Das dürfen wir nicht hinnehmen und müssen gegen jegliche Verbreitung nationalistisch gefärbter Gesinnung eintreten“, so der Oberbürgermeister, der sich bei allen am Projekt Mitwirkenden, insbesondere denjenigen, die eine Patenschaft für einen Stolperstein übernommen haben, bedankte.

Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs des Goethegymnasiums erinnerten an die Opfer des Nationalsozialismus.

Die 39 Stolpersteine, die am 2. April verlegt werden, erinnern an Hildesheimerinnen und Hildesheimer, die als Juden verfolgt wurden. Zwanzig wurden ermordet, dreizehn flüchteten, zwei starben vor Beginn der Deportationen, eine flüchtete in den Tod und drei überlebten die Shoa in Deutschland. Für einige ihrer Angehörigen wurden bereits früher Stolpersteine verlegt. Am Ende des Tages erinnern dann 300 dieser kleinen Denkmäler an Menschen, die Opfer nationalsozialistischer Gewalt wurden: 262 als Juden Verfolgte, von denen 17 einen zweiten Stein vor ihrer ehemaligen Schule erhielten, acht Geistliche (sieben katholische, ein evangelischer), sieben Zeugen Jehovas, vier nichtjüdische psychisch Kranke, eine Sintizza und ein Sozialdemokrat.

Unter großer Anteilnahme der Medien und Bevölkerung wurde Mittwoch am Hindenburgplatz 3 der Stolperstein für Elsbeth Dux verlegt.

Am Stolpersteinprojekt beteiligen sich in diesem Jahr 23 Patinnen und Paten aus der Hildesheimer Bürgerschaft, die einen oder mehrere Steine finanziert haben. Für 2026 gibt es bereits neun Patenschaften für 16 Stolpersteine für jeweils 120 Euro. Für das Ziel von 25 Steinen werden noch Patenschaften gesucht. Interessierte können sich im Kulturbüro der Stadt Hildesheim unter erinnerungskultur@stadt-hildesheim.de oder per Telefon  unter 05121 301-4022 melden.

Die Patenschaftsurkunden werden handwerklich und ehrenamtlich gedruckt von der Druck-Offizin. Der Hildesheimer Heimat- und Geschichtsverein unterstützt das Projekt durch die Übernahme der Finanzverwaltung. Das städtische Kulturbüro ermöglicht den Druck der Biografien, koordiniert und organisiert die Veranstaltungen, der städtische Bauhof sorgt für die Verlegungen im Auftrag des Künstlers Gunter Demnig. Jeder der inzwischen rund 110.000 Stolpersteine, die Demnig seit 1992 in über 1.265 deutschen Städten und Gemeinden sowie in 21 europäischen Ländern verlegt hat, möchte den Menschen die Würde, die ihnen die Nationalsozialisten nahmen, zurückgeben.

Fotos: oh/Stadt Hildesheim